Freitag, 5. August 2011

to have a ready tongue

Es gibt so Momente, da wünscht man sich, beziehungsweise. ich mir, einfach eine extra Portion Premium Schlagfertigkeit Deluxe. Nicht nur für mich selbst, sondern für alle, die beispielsweise alleine unterwegs sind und von irgendwelchen torkelnden Teenie-Trüppchen blöd von der Seite angelabert werden. Dann stehe ich als unbeteiligter Beobachter so da und denke mir: Nur ein kluger, kurzer, knackiger Kommentar und die kessen Knilche würden wie Kleinkinder kehrtmachen und kläglich die Klappe halten. (Puh! An dem Satz hab ich ewig gesessen)
"Ey, da ist Ronny Buruck!"
Wie zum Beispiel letztens, da hat mir doch tatsächlich jemand hinterher gerufen:
„Ey, da ist Marco Reuss!“
Okay ... das fand ich ganz witzig, aber trotzdem! Und ich habe nichts erwidert, sondern bin debil grinsend weitergegangen. Es gibt aber eben auch Leute, die dann eine adäquate Antwort parat haben. Neulich sehe ich, wie zwei offenbar als Getto Gangster Gusten verkleidete Herren zu einem an der Bushaltestelle wartenden und mit einer Armschiene inklusive Verband an der Hand versehenen Typen rüberriefen, ob er sich seinen fünffingrigen Trostspender verletzt hätte, als er die einäugige Hosenschlange gewürgt hat. (Diese Passage hat der Autor etwas geschönt, um nicht ganz so plump und vulgär daher zu kommen. Bin mir nicht sicher, ob das geklappt hat) Und der angesprochene verletzte Passant reagierte auf die Frage mit:
„Ne, das ist nur Show, damit mich asoziales Pack anlabert!“
Auch vor einigen Wochen erlebte ich wieder einem Fall von spontaner, ja fast schon eruptiver Schlagfertigkeit.

Es ist Montagmorgen und ich befinde mich im Bus auf den Weg zur Uni. Das ist schon eine ganz schöne Leistung von mir, denn die Kombination aus den Worten „Montag“, „Morgen“ und „Uni“ kommt oft nicht ohne das Wort „verpasst“ aus. Dementsprechend niedrig ist auch mein Stimmungsbarometer. Mehrere Sitzreihen vor mir lungern drei ca. vierzehn Jahre alte Gören und unterhalten sich lautstark über irgend einen Paul, seine Vorliebe für Ellen und deren gemeinsamen Verkehr, von SMS. Zwei Haltestellen später stellt sich heraus, dass Ellen eines der drei sich unterhaltenden Mädels ist und sie beginnt nun einige besonders „interessante“! Kurznachrichten, nicht nur ihren beiden Freundinnen, sondern der gesamten oberen Etage des Doppelstockbusses, vorzulesen. In den Gesichtern der anderen Fahrgäste kann ich erkennen, wie wir alle eine gemeinsame stetig steigende Abneigung gegen unsere Mitfahrerinnen bekommen. Es vergehen gefühlte Äonen von Nonsense, bis ich die erste nützliche Information von den drei Belastungen für meine Contenance erfahre: Nur noch zwei Stationen, dann müssen sie aussteigen. Ellen und ihre beiden Gefährten beginnen sich bald darauf kichernd den Gang in Richtung Treppe nach unten entlangzubewegen. Dabei sprechen sie ausnahmslos jeden Fahrgast an: 
„Hey! Hast du nen Haargummi? Huhu! Hast du nen Haargummi? Aber du! Du hast bestimmt einen Haargummi!“
Irgendwann sind sie auch bei mir angelangt und stellen ihre stupide Frage.
„Seh ich so aus als hätte ich nen beschissenen Haargummi du strunzdämliche Blöd-Plinse Und schönen Gruß an Paul!“ 
denke ich mir, denn sagen tu ich: 
„ … äh … Ne“. 
Tja, es war halt Montagmorgen. An einem Samstagabend hätte ich bestimmt eine pfiffigere Reaktion gezeigt, wie zum Beispiel:
 „ … öh … Nö“
Der letzte, der von den Dreien angequatscht wird, ist ein harmlos aussehender halb-Hippie-halb-Punk-Typ Ende Zwanzig. Auf die nun schon bekannte Frage „Hast du nen Haargummi?“ hat er folgende Antwort parat:
Ick hab zwar keenen Gummi für deen Haar, aber eenen Gummi für meenen *PIEP* und wemmer noch ne Tüte für deenen Kopp findn, dann hammer'n Date.“

Auf einmal ist aber Ruhe bei den Mädels und stillschweigend verziehen sie sich runter und aus dem Bus. Mensch, so was muss man drauf haben. Beeindruckt von solch schlagfertiger Coolness starre ich gedankenverloren aus dem Fenster. Das morgendliche Berlin zieht an mir vorbei, Gedränge auf den Straßen, es wird gehupt, Menschen hetzen auf dem Bürgersteig, irgendwo geht ein Rentner mit seinem Köter Gassi und der Hund wedelt mit seinem *PIEP*.

3 Kommentare:

Friederike hat gesagt…

I like. Schön, dass du wieder bloggst!

ronnizzle hat gesagt…

berlin födert offenbar die kreativität ...

Paw hat gesagt…

Alter, für sonen Spruch müsste unsereins lange üben, um nicht mittendrin loszufeixen - respekt =)