Montag, 12. September 2011

Clubbing

Ich bin früher kein allzu großer Fan von Clubs gewesen. Also das ist noch zu sacht formuliert. Ich sag mal so: Wenn man Rosinen und Oliven miteinander kreuzen würde und es für dieses Produkt dann ein Fachgeschäft gäbe, dann wäre ich in diesen Laden genauso gerne reingegangen wie in Clubs.
Und so wurden Einladungen von Freunden und Mitbewohnern in der Regel von mir ausgeschlagen, wenn die Pläne auf "Disco" hinausliefen. Um es mal klipp und klar zu sagen: Ich hasste solche Schuppen. Die laute, monotone und dazu noch ständig beschissene Musik. Die von den Ausdünstungen der Gäste übel riechende und stickig wabernde Luft. Die Atzenköpfe und aufgebitchten RTL II Zuschauer, welche sich in diesen Bruchbuden bewegen. Und natürlich kostet so ein Abend auch noch ne Menge Geld. All das führte zu meiner konsequent gelebten Antipathie gegenüber Clubs. Doch man entwickelt sich ja weiter. Ich bin nun reifer, erfahrener, toleranter und vor allem viel raunziger (was "raunzig"? ja genau!). Und so führte diese Entwicklung dazu, dass ich einige Jahre und auch einige Clubbesuche später meine Meinung komplett geändert habe zu einem völlig überzeugten "Meh ... geht so".

Ich bin letztens erst wieder in so einem Etablissement gewesen. Angestanden, Ausweis gezeigt, Zehn Euro bezahlt, Reingegangen, Garderobe gesucht, Garderobe gefunden, Garderobe verlassen (Allerdings immer noch mit meinem Jackett, die Zwei Euro hab ich mir gespart). Danach stellt man sich natürlich erstmal an die Bar an, weil man was trinken muss. Ordentlich trinken muss man! Alle müssen ordentlich viel trinken. Deswegen muss ich auch ewig warten bevor ich dran komme. Und als ich so warte denke ich mir: "Mh ... zehn euro Eintritt? Zehn Euro? ZEHN EURO??!! Ich meine Zehn Euro, das sind ja im Prinzip Zwanzig D-Mark. Als ich ein kleiner Junge war, hab ich für eine Mark ein Überaschungs-Ei bekommen. Ich habe also gerade Zwanzig Überaschungs-Eier für den Eintritt hingelegt. Und in jedem 7. Ei gibt ja eine coole Figur. Also quasi entsprach der Eintritt ziemlich genau 2,85 Kinder-Happy-Hippo-Figuren. Naja hilft ja nichts, da muss ich jetzt wohl durch.
Beim Warten wird mir langsam recht heiß. Das über meine zarten Schultern gespannte Sakko fühlt sich hier ein wenig deplatziert und wärmt mich unnötigerweise. Trotzdem freue ich mich die Garderoben-Gebühr eingespart zu haben.
Ich beobachte die Tanzfläche. Es ist ca. 0 Uhr und hier tanzt noch niemand. Warum es erst gegen 2 Uhr richtig los geht? Keine Ahnung. Wahrscheinlich braucht es so seine Zeit bis man genug Alkohol intus hat, damit man sich weder über die eigenen Unzulänglichkeiten beim Balztanz noch über die Armut an geistiger Niveaufülle Gedanken macht.
Der teuerste Hippo: 23 Jahre alt, 50€ wert
Aber zumindest läuft schon die Musik. Die Mukke in Clubs wird mir zwar nie richtig gefallen, ich selbst würde sie mir nicht anhören, aber so richtig schlimm finde ich es nun auch nicht. Vor allem höre ich keine Unterschiede. Für mich klingt ein Lied wie das nächste und ein Club wie der andere. Deswegen fällt es mir schwer nachzuvollziehen, wenn sich Leute über einen Club beschweren auf Grund der Musik, die da gespielt wird. In eine Disco zu gehen und sich dann über die Elekto-Musik aufzuregen, ist ungefähr genauso, wie zum Frauenfußball zu gehen und sich dann über das schlechte Spiel zu beschweren.
Der Schweiß rinnt mir inzwischen in kleinen Tropfen über die Kopfhaut. bis sie sich am Haaransatz zu einen Rinnsal zusammenschließen und mir über die Stirn laufen. Boah, ich würde gerne mein Sakko abgeben, aber inzwischen ist das ursprüngliche Argument des Geldsparens zur Nebensache verkommen und es geht mir vor allem ums Prinzip. Ich habe es endlich geschafft mir ein kühles 6 € Bier geben zu lassen. Das verschafft mir zumindest ein wenig Linderung was meine erhöhte Temperatur betrifft. 6 €, das wären fast 2 Kinder-Happy-Hippos gewesen.
Wie würde eigentlich ein alkoholfreier Club aussehen? Ich meine für die Moslems. In dem Forum steht zumindest, dass Discos voll böse sind, mit all dem Alkohol und den Drogen. Und in der Tat, kaum hab ich mich im Raucherraum niedergelassen, werde ich schon gefragt ob ich Extacy dabei habe. Ich verneine wahrheitsgemäß, ärger mich aber trotzdem. Eine Packung Tic-Tac und ich hätte mir heute was dazu verdienen können.
Endlich(?) geht es auf die Tanzfläche und nach einer Weile tanze ich grazil zu den Rhythmen. Ich bewege ich mich fast schon wie in Trance. Also eigentlich ist es eher Fieberwahn. Die durch mein Jackett aufgebaute Hitze tut mir glaube ich nicht allzu gut. Ich komme nach einer Stunde wieder zur Besinnung und bemerke, wie um mich herum die Menschen auf Sicherheitsabstand gegangen sind. Ich wünschte das wäre das erste Mal. Ich gebe mich geschlagen und suche die Garderobe auf, um endlich mein mich unerträglich wärmendes Kleidungsstück loszuwerden. Biete dem Typen an der Garderobe 2 Kinder-Happy-Hippo als Bezahlung an, was er leider ablehnt und begebe mich dann wieder zu meinen Freunden. Diese haben beschlossen sich auf den Weg nach Hause zu machen. Hat sich ja richtig gelohnt die Garderobe zu nutzen ...

... oder in einen Club zu gehen.

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