Dienstag, 25. November 2008

Tag 1 in Kaiserslautern - 10.11.2008

Ich habe meine erste eigene Wohnung.

Nach 7 Jahren WG-Leben, erst im Internat, dann in der kultigen "Chaos-WG", habe ich nun meine eigenen geschätzten 9 Wände. Bad, Küchennische, kleine Terrasse und ein Afra-großes Zimmer darf ich nun mein Eigen nennen. Praktischerweise gibt es auch noch einen Keller und Waschmaschine plus Trockner im Haus.

Heute wurde also der Großteil meines Hab-und-Guts von Dresden aus per "family-express" bestehend aus meinem Dad und meinem Bruder in die beschauliche Pfalz verfrachtet. Als der "Umzugsservice" wieder abgereist ist, sprühe ich voller Euphorie und will mich ans Ausräumen, Aufräumen und Umräumen machen, gleich nachdem ich meinen Rechner zwecks musikalischer Unterstützung eben dieser Tätigkeiten aufgebaut habe. Nur leider gibt es da das Problem, dass ein Kabel fehlt und da meine Euphorie doch nicht so groß ist, sämtliche Gegenstände im Stillen aus ihren Pappgefängnissen zu befreien, beschließe ich mich auf den Weg zum Media Markt zu machen.

Also in den Bus gestiegen, ein par Stationen gefahren, rein in den Media Markt, von kompetenten Mitarbeitern beraten lassen, Kabel gekauft, wieder raus und dann zur Bushaltestelle. Dort angekommen stelle ich fest, dass der nächste Bus mich erst in einer Stunde hier abholen wird. Nach einigem Hin-und-Her-Überlegen, fasse ich den Entschluss mich zu Fuß auf den Weg in mein Domizil zu begeben. Das Hin-und-Her-Überlegen rührte nicht daher, dass ich etwa lauffaul bin, sondern daher, dass meine Wohnung ein wenig außerhalb von Kaiserslautern liegt und mich mein Heimweg einen vier-Kilometer-langen finsteren Waldweg entlang führt.

Ich mache mich also auf meine abendliche Wanderung durch den "verbotenen Wald". Meine anfängliche Bedenken auf Grund der Dunkelheit verschwinden, denn der Vollmond spendet ausreichend Licht, damit ich nicht in eine Matschpfütze oder, was ehrlich gesagt meine eigentliche Sorge ist, in eine von im Waldlebenden, durchgeknallten Hinterwäldlern gegrabene Fallgrube gerate. Der Mond ist so lange mein freundlicher Begleiter, bis er von einer hinterlistigen Wolkenfront von mir getrennt wird und ich nun meinen Weg allein bestreiten muss. ... Und das alles wegen eines Kabels.

Zum Glück führt der Weg parallel zu einer Landstraße entlang, so dass ich in dem sehr kurzen Zeitfenster zwischen völliger Blindheit durch das Blenden des Fernlichts der Autos und völliger Blindheit durch die Dunkelheit des Abends, ein wenig erkennen kann wohin ich laufe. Zumindest so lange bis der Weg in den Wald hinein abbiegt und ich nun keinerlei Zeichen von Zivilisation erkennen kann. Zwei- Dreimal laufe ich geradewegs in herunterhängende Äste die mir schmerzhaft ins Gesicht schlagen.

Jedes Geräusch könnte nun der Vorbote eines Angriffs von genmanipulierten, blutrünstigen, hungrigen Rehen mit langen Reißzähnen und rot-glühenden Augen sein. Ich spüre deutlich die Blicke der Terror-Rehe in meinem Rücken, doch drehe mich nicht um, denn ich weis, dass die von Blutdurst erfüllten Rehe dies nur als Zeichen von Schwäche deuten würden. Mein Handy ist nun meine letzte Lichtquelle und ich überlege, ob ich nicht ein Video machen sollte, dann würde die Nachwelt wenigistens wissen was mit mir passiert ist. Doch die Erinnerung an das Ende von "Blair Witch Project" lässt mich die Idee dann wieder verwerfen. Zu allem Überfluss lässt mich auch noch der Akku meines Hnadys im Stich. Oh, oh, ich glaub die Mutanten-Rehe fangen an mich zu umkreisen. ... Und das alles wegen eines Kabels!!

Der Pfad wird immer unwegsamer. Ich laufe nun an einem Zaun lang der mit "BEWARE!" Schildern überseht ist. Es sind die Wohnungen einer in der nähegelegenen US-Militärbasis. Dieses mitten im Wald gelegene umzäunte Wohngebiet erscheint mir als realistische Ursprungsquelle der Killer-Rehe. Und der Weg, den ich am Zaun entlang gehe, ist ganz offentsichtlich kein offizieller Wanderweg und so überekommt mich die Sorge, dass ein waffenverückter, herumexperiementierender US-Hinterwälder mit seinem Snipergewehr gerade auf den Dach seines Hauses liegt und mich im Visier hat. .... UND DAS ALLES WEGEN EINES KABELS!!!

Endlich, ENDLICH, ... nach eine gefühlten Ewigkeit, finde ich den Weg zur Hauptsraße und bin 5 Minuten später zu Hause angekommen. Ich komme in meine Wohnung und betrachte mich im Spiegel: schlammverschmierte Schuhe, Blätter im Haar, Kratzer im Gesicht, ich seh ein bisschen wie ein gepflegtere Version von Öff Öff aus. Aber ich habe mein Kabel! Der ganze Stress und nun habe ich mir meine Belohnung verdient. Nun können mich melodische Laute während des Auspackens begleiten. Dank des Kabels, des wunderbaren nützlichem Kabels. Ja das würde doch noch ein schöner erster Abend in meiner Wohnung werden.

Hätte ich nicht das falsche Kabel gekauft.

Donnerstag, 20. November 2008

Tag 1 in Kaiserslautern - 13.10.2008

7 Stunden Autofahrt und *schwupp* "schon" bin ich Kaiserslautern.
Die Uni geht zwar erst in einer Woche los, aber ich begebe mich jetzt "schon" mal auf Wohnungsbesichtigungstour. Außerdem gibt es die nächsten Tage mehr oder weniger lustige Kennen-Lern-Veranstaltungen an der Uni und so kann ich alles miteinander verbinden und ein wenig die Stadt kennen lernen.
Kaiserslautern ist irgendwie ... mh ... nicht so schlimm wie mir vorher versucht wurde weis zu machen, allerdings auch nicht so klasse wie ich es erhofft hatte. Die Innenstadt ist ganz putzig, aber prachtvolle historische Bauten sucht man vergeblich, ... na gut ich war auch bisher verwöhnt in dieser Hinsicht. Außerdem ist man während eines gemütlichen Stadtbummels durch das Zentrum von einem ständigen "Ticken" und "Piepen" verfolgt. Denn aus einem für mich unersichtlichen Grund machen die Fußgängerampeln nicht nur Geräusche wenn sie grün werden, sondern ticken auch unüberhörbar laut wenn sie rot sind - verrückt!
Die Wohnungssuche gestaltet sich schwieriger als gedacht, eine WG kommt nicht mehr in Frage und die für meine ausgesuchten Wohnungen zuständige Firma entpuppt sich als reichlich inkompetent. 52! (ich hab auf meinem Handy nachgezählt) Anrufe habe ich bisher mit der Firma getätigt. Zugegeben bei ca. 25 bin ich gar nicht erst durch gekommen, bei dem restlichen Versuchen wurde ich mit seltenen Erfolg weiterverbunden, so dass ich nachdem 20. "Gespräch" mit immer der selben Sekretärin ihr eigentlich schon das "Du" anbieten will.
Das Resultat der ganzen Farce ist, dass ich schlussendlich meine Wohnung erst ab dem 10.11. haben werde.
Die Uni-Events sind teilweise unerwartet kompliziert, doch bringen das erhoffte Ziel, nämlich sich gegenseitig kennen zu lernen doch recht gut voran. So sollen wir unter anderem in Gruppen ein King-Pong-Video erstellen. Und zwar nach folgendem Vorbild.




Zuerst denkt man vielleicht, dass es irre schwer ist sowas nachzumachen, doch nach 2 Stunden mit eigenen Versuchen, stellt man fest, ... ... ... dass es einfach unmöglich ist.
Am Abend wird dann eine Wanderung zu irgend einem Turm durch den Wald gemacht. Ein wenig Glühwein und die völlige Dunkelheit sorgen dafür, dass ich an dem nächsten Tag zwar 25 Namen, aber nur 3 Gesichter kenne.
Wenn man neue Leute kennen lernt ist der erste Eindruck den man macht oft schon der entscheidende. Ich nehme mal als Beispiel die Busfahrer in Kaiserslautern.
Ich denke mal die meisten von denen sind total nette Kerle. Jede Frage wohin denn der Bus fährt, wird freundlich beantwortet, ... zumindest am Anfang. Denn bei nur einzigen Fahrt wird die Frage wieder und wieder und wieder .... gestellt. Der 30. Student, der fragt wohin denn der Bus fährt, erhält, für mich nachvollziehbar, als Antwort: "ZUM HAUPTBAHNHOF, KANN DENN KEINER VON DEN STUDENTEN LESEN, WAS BRINGEN DIE EUCH AN DER UNI ÜBERHAUPT BEI!" Dieser Student denkt nun nicht so positiv über den armen Busfahrer, der nun wirklich zu verstehen ist.
Zu der Verteidigung Der fragenden Studenten muss man aber sagen, dass der öffentliche Personen-Nahverkehr katastrophal ist. Unpünktliche Busse, wechselnde Routen und die Wagen zur Uni sind Morgens bis auf den letzten Quadratzentimeter mit Studenten gefüllt. Die Busfahrer reagieren darauf aber ganz kreativ.
Der Bus ist wieder mal randvoll. Kein Mensch passt mehr rein. Noch zwei Haltstellen zur Uni. Bei der nächsten Haltestelle will eine arme Frau, die sich irgendwie hierher verirrt hat, raus, und zwei freundliche Omas wollen hinzusteigen, nur leider ist immer noch so gut wie kein Platz. Also öffnet der Busfahrer die vordere Tür, lässt die Frau raus und sagt zu den Omas: "Gehen sie zur hinteren Tür". Die Omas gehorchen, der Busfahrer schließt die Türen, braust davon und die Omas stehen verduzt an der Haltestelle.

Freitag, 7. November 2008

Tag 0 ... in Kaiserslautern - 02.10.2008

Ein perfekter Plan.

So eine Wohnungssuche muss gut organisiert sein, wenn man rund 600 Kilometer weg will. Auf eine entspannte 9 Stunden-Zugfahrt will ich dann auf Grund der über 200€ an Ticketpreisen für eine Hin- und Rückfahrt auch verzichten und so greife ich auf die Mitfahrzentrale zurück und muss feststellen, dass die Strecke Dresden-Kaiserslautern nicht sehr hoch frequentiert ist. Schließlich gelingt es mir dann doch für das anvisierte Datum jemanden zu finden und so kann ich, die an dem Tag stattfindende Infoverastaltung mit der Besichtigung von 4 vielversprechenden WGs verbinden. So weit so gut.

Also mache ich mich am Morgen des 02. Oktobers in aller Frühe auf dem Weg zum Treffpunkt und dort angelangt muss ich zu Kenntnis nehmen, dass meine Mitfahrgelegenheit einen spontanen großen Auftrag bekommen hat und nun doch noch einige Tage in Dresden verweilen muss. Der Leidtragende bin natürich ich, der nun in Dresden festsitzt.

Mh ... alles Doof.
Nach Kontaktaufnahme mit meinen herausgesuchten Wohngemeinschaften, bekomme ich mitgeteilt, dass auf Grund meiner nicht Anwesenheit am heutigen Tag, ich schon zwei Absagen zu verzeichnen habe. Im Laufe der nächsten Woche werden sich auch noch die beiden anderen von meiner Liste der möglichen Schlafplätze für meine zukünftiges Leben in Kaiserslautern verabschieden.

Dort werde ich nämlich zumindest die nächsten 3 Jahre mit meinem Bachelor Studium in Wirtschaftsingerneurwesen verbringen, hoffentlich. Doch zum jetztigen Zeitpunkt bin ich ja ersteinmal in Dresden und muss schauen wie ich den Tag herumbekomme.

Ich entscheide mich dazu meine schlechte Laune mit Frust-Shoppen zu bekämpfen. Das dafür benöigte Geld holt man ganz unkompliziert bei der zuverlässigen Sparkasse. Doch als ich heute Morgen offentsichtlich mit dem linken Bein zuerst aufgestanden bin, hätte mir eigentlich sofort klar werden müssen, dass dies ein Tag zum im Bett bleiben sein würde. Denn das Geld besorgen wird zu eine mehr als 90-minütigen Geduldsprobe. Irgendwie haben es fast alle Geldautomaten an dem heutigen Tag in Dresden geschaft eine Störung zu haben, so dass der einzige funktionierende Automat in der Innenstadt von eine Horde geldhungriger Konsumenten belagert wird. Angeblich gibt es eine zentrales Problem bei der Sparkasse, doch so langsam kommen mir Gedanken an eine Verschöhrung. Irgendwann habe ich dann auch mein Geld und nach dem Shoppen ist meine Laune auch schon gar nicht mehr sooooooooo am Boden wie zuvor.

Ich beschließe meinen Tag mit einem Kinobesuch noch ein Stück mehr aus dem negativen Bereich herauszuhiefen. Karte besorgt, Platz genommen, amüsiert der Werbung gelauscht, gespannt den Vorspann gesehen, ...

Doch der Film ist keine 5 Sekunden alt, als die Leinwand schwarz wird und ich in einem komplett verfinsterten Saal sitze. Nach einigen Minuten kommt eine nette Kinoangestellte hinein und meint, durch Bauarbeiten sei der Strom im Umkreis von 100 Metern ausgefallen. Mein Geld habe ich noch zurück bekommen, ... super.

Als ich dann zu Hause war hab ich mir fest eingeredet, dass es eigentlich nur besser werden kann, ....
... wird es auch.

Fortsetzung folgt ...